Literaturtipp des Monats: Odyssee nach Westafrika

Der Autor Markus Steiner nimmt uns mit auf seine Reise voller Umwege, Begegnungen und Entscheidungen. Neben zahlreichen Reisereportagen erschien am 1. März 2025 sein neuer Reisebericht im Reisedepeschen Verlag. Er erzählt von seiner Route, die kein gerader Weg ist, aber ihn hoffentlich zu seiner Liebe bringt.

Ein Kontinent und die Frage nach Heimat

Markus bricht in Lissabon auf, um seiner Freundin Mara nachzureisen, die nach Guinea-Bissau gegangen ist, um das Restaurant ihrer Großeltern weiterzuführen. Doch der Autor muss sich beeilen, wegen anstehender Wahlen schließt das Land in zwei Wochen seine Grenzen. Was folgt, ist eine Reise voller Begegnungen. In Tanger gerät er in eine zwielichtige Situation mit einem Spion im Teehaus. Dann trifft er Samira, die sich prostituiert, um ihre Familie zu ernähren – und dafür von der Gesellschaft verstoßen wird. Beim Trampen landet Markus bei Pablo, einem Kiffer mit Bleifuß, der sich später als Drogenbaron entpuppt.

Im Rif-Gebirge wird ihm klar, wie mächtig die Kartelle dort wirklich sind – und dass er wertvolle Zeit verloren hat. Er hat es über die Grenze nach Mauretanien geschafft. Doch die Freude wird gegen einen innerlichen Konflikt ausgetauscht: „Jetzt weiß ich, wovon ich müde bin – von Abschieden. Denn worin sollte meine Rückkehr bestehen? Es gibt nichts, zu dem ich zurückkehren kann, kein Zuhause. Was in Lissabon war, ist Vergangenheit. Vielleicht fühle ich auch deshalb Angst. Dass die Freiheit, die mich jetzt leise anlacht, mir eine Schusswunde verpasst.“

Eine Reise mit festem Zielpunkt

In Mauretanien setzt Steiner sich nicht nur mit seinem eigenen Weg auseinander, sondern auch mit den politischen, wirtschaftlichen und sozialen Realitäten des Landes. Und als er Mara endlich wieder in die Arme schließen kann, merkt er: Das Leben dort ist anders, als er es sich vorgestellt hat. Vielleicht ist es nie das Ankommen, das zählt – sondern der Weg dorthin. „Reisen ist eine einsame Straße. Manchmal fühle ich, dass es das Alleinsein braucht, um lieben zu können. Und frei zu sein auch. Allein, sanft und still kann ich Liebe erkennen.“

Ein Buch für alle, die sich gern treiben lassen

Auch die Aufmachung des Buches nimmt einen mittels Zeichnungen mit nach Westafrika. Durch eine kleine Karte kann man sich beim Lesen immer orientieren, wo der Autor auf die verschiedenen Personen trifft.

Steiner schreibt nicht nur über seine Route nach Westafrika, sondern über das Gefühl, das viele Reisende kennen: den Zwiespalt zwischen Fernweh und Heimat, zwischen Freiheit und Bindung. Seine Reise ist voller Gegensätze, mal glänzend, mal rau – genau wie das Leben selbst. Für alle, die das Reisen lieben. Und für alle, die nicht wissen, wo sie eigentlich hingehören.

Text: Alexandra Caspar

Foto: Amac Garbe

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