José Luis López-Linares’ Dokumentarfilm „Das Land der tausend Weine“ ist eine liebevolle und detailreiche Hommage an die Weinregion La Rioja im Norden von Spanien. Der Film entführt den Zuschauer auf eine Reise durch malerische Weinberge und alte Weinkeller sowie zu Persönlichkeiten, die tief mit der Kultur und Geschichte dieser Region verbunden sind.
Eine visuelle Hommage an La Riojas Weintradition
Was den Film so besonders macht, ist die Art und Weise, wie López-Linares die Schönheit der Landschaft mit der Kunst des Weinmachens verbindet. Die Kamera fängt die Farben der Reben, das Licht, das auf den Weinflaschen glitzert, und die händische Arbeit der Winzer zu verschiedenen Jahreszeiten auf poetische Weise ein. Der Film zeigt nicht nur den Prozess der Weinherstellung, sondern bringt auch die tiefe Leidenschaft und Hingabe der Menschen zum Ausdruck.
Die Interviews mit Winzern, Historikern und Sommeliers vermitteln Fachwissen und geben Einblicke in die Emotionen und Traditionen, die den Weinanbau in La Rioja seit Jahrhunderten prägen. Besonders beeindruckend sind die persönlichen Geschichten, die den Wein als kulturelles Erbe darstellen. Der Regisseur erzählt von Winzern, deren Familien seit Jahrhunderten die Weinberge kultivieren, vom Frauenkollektiv, das sich um solidarische Wege der Produktion und Vermarktung bemüht, und vom Sternekoch, der nach der perfekten Verbindung zwischen Essen und dem passenden Wein sucht. Durch diese Erzählungen wird der Zuschauer in diese Welt hineingezogen und entwickelt eine tiefe Wertschätzung für das Handwerk.
Romantisierte Darstellung ohne kritische Tiefe
Eine liebevolle Hommage einerseits, gleichzeitig ist der Film 97 Minuten stark romantisierte Werbung für das Weinbaugebiet Rioja. Die malerischen Aufnahmen und die poetische Inszenierung des familiären Weinbaus lassen kaum Platz für eine kritischere Auseinandersetzung mit den Herausforderungen der modernen Weinproduktion. Die industrielle Produktion wird komplett außen vor gelassen. Und auch Themen wie der Klimawandel oder wirtschaftliche Zwänge werden nur am Rande behandelt. La Rioja hat den Dokumentarfilm mitfinanziert – das lässt alles etwas unausgewogen und zu idealistisch erscheinen.
Text: Antje Woite
Foto: Höchster Genuss: Umgeben von der Natur genießt der Winzer Álvaro Palacios den ersten Schluck seines über Jahre gereiften Weins. © Neue Visionen Filmverleih