Man könnte meinen, die Welt steht in Flammen. Nicht nur, weil in Brandenburg schon wieder der Wald brennt. Sondern es lodern an den verschiedensten Ecken der Erde Konfliktherde. Auch vor der eigenen Haustür. Mittlerweile reicht ein Verkehrsversuch aus, um das Leben von Menschen zu bedrohen.
Da ist es nur folgerichtig, nach Utopia zu flüchten. Oder ist das Festhalten an einer besseren Welt sogar eine Form des Widerstands? Das fragt sich das FILMFEST DRESDEN angesichts des 36. anstehenden Festivals selbst. Vom 16. bis 21. April 2024 hat es sich „Dreaming Utopia: Alles wird gut“ als Motto auf die Fahnen geschrieben. Wir kennen das Programm und verraten Euch ein paar Insider:innentipps.
Von den Alpen in die Gaming-Welten
Wenn es um Utopien geht, ist Technik nicht weit. Und in Videospielen lässt es sich ganz wunderbar in andere Welten träumen. Doch können diese digitalen Zufluchtsräume auch dystopische Formen annehmen. Ausgelotet wird dieses Spektrum im ersten Schwerpunktprogramm „We Might As Well Enjoy It“, das vom Künstlerkollektiv Total Refusal kuratiert wurde. Ihr „Kinderfilm“ ist zudem im Internationalen Wettbewerb 3 zu sehen, womit sie auf die Abwesenheit von Kindern in GTA V eingehen. Außerdem diskutieren sie bei einer Gaming-Live-Lecture über derartige digitale Räume und wie sie künstlerisch genutzt werden können.
Eines der beliebtesten Urlaubsländer – nicht nur der Deutschen – wird in den zwei Programmen des Diskurs Europa beleuchtet. Doch wird Italien hier nicht typischerweise durch Pizza, Pasta und Mafia definiert, sondern geografisch von Norden nach Süden vermessen, wobei wir hier Shaolin-Mönchen, zweifelnden Männern und dem Schwertfischfang begegnen.
Heimat vermessen
Doch auch mit den regionalen Begebenheiten kann man sich via Kurzfilm auseinandersetzen. Beim Regionalen Fokus etwa werden durch die Filme von Tilo Schiemenz und Bernd Kilian Dresdner Auswüchse der Nachwendejahre beleuchtet, während sich das zum Teil in der sächsischen Landeshauptstadt beheimatete Künstlerinnenkollektiv NEOZOON mit Found-Footage-Filmen den Problemen der Gegenwart annähert. Ihre Arbeit kann sowohl im Tribut als auch in der Masterclass bewundert werden.
Eigentlich kein Geheimtipp mehr sind die drei Digestif-Programme, die von Donnerstag- bis Samstagnacht ins Thalia locken und den Kurzfilm von seiner manchmal eher trashigen Seite zeigen. Dabei ist das Filmemachen auch eine Form des Empowerments, sind am ersten Abend doch queere Horrorfilme zu sehen, gefolgt von „Tierfilmchen“ und unheilvollen Experimenten.
Text: Nadine Faust
Foto: Amac Garbe
Transparenzhinweis: Die Autorin ist selbst für das FILMFEST DRESDEN tätig.
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