Film made in Dresden

Harriet und Peter Meining haben vor einem Jahr in der sächsischen Landeshauptstadt den Film „Falter“ gedreht. Heute feiert er im Programmkino Ost seine Dresden-Premiere.

Am Anfang sind da Kunst und Theater. Harriet Maria Meining, als Böge in Cottbus geboren, ist Mitbegründerin des Dresdner Kunsthauses Raskolnikow. Sie studiert in den 90ern und Anfang der 2000er-Jahre an der Hochschule für Bildende Künste Dresden und ist dort im Anschluss auch als Projektmanagerin tätig. Ihr Mann, Peter Meining, wird in der Landeshauptstadt geboren und ist hier seit den späten 80ern als Schauspieler, Regisseur und Kurator in der Theaterszene unterwegs, vor allem am Projekttheater, dem Schauspielhaus und dem Europäischen Zentrum der Künste Hellerau. 1995 gründen sie zusammen die norton.commander.productions, unter dessen Dach Performances, Experimentalspielfilme, Videoinstallationen, Kunstaktionen und Hörspiele entstehen, die sie über Dresden hinaus an viele Theater, zu internationalen Festivals und Ausstellungen führen.

2014 ziehen die Meinings einen Schlussstrich unter die norton.commander.productions und folgen ihrem lang gehegten Wunsch, nur noch Filme zu machen. Kein Theater mehr, denn „die Lust auf Film ist größer“, sagt Harriet Meining. 2017 gründen sie die MauserFilm GbR, 2018 entsteht ihr erster Kurzspielfilm.

Dresden und Film? Da denkt man oft an die barocke Kulisse, aber nicht unbedingt an einen Science-Fiction-Film. Doch genau das haben sich Harriet und Peter Meining vorgenommen. In einem Reinraum im Fraunhofer-Institut für Photonische Mikrosysteme haben sie gedreht, in der Gläsernen Manufaktur, vor allem aber im Alten Pumpenhaus an der Marienbrücke. „Falter“ heißt der 43 Minuten lange Film.

Falter ist ein nicht mehr ganz so junger Mann, der zwischen Arbeit, Sport und Sex nach Nähe sucht. Doch da er die bei seinen Mitmenschen nicht findet, kauft er sich einen Androiden namens Dave. Aber wie menschlich kann eine Maschine sein? Und lässt sich die Seele eines Menschen auf Datenträger transferieren? Es ist keine Dystopie, die Harriet und Peter Meining da in den Raum stellen wollen, sondern eher das Posthumanistische als utopische Frage. „Melancholisch ein bisschen, vielleicht aber auch als Möglichkeit“, sagt Peter Meining.

Eine gute Woche lang haben die Meinings Anfang August 2018 Aufnahmen in Dresden gemacht. 70.000 Euro standen ihnen als Geldmittel zur Verfügung – der Mitteldeutschen Medienförderung, der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen, dem Kulturamt der Stadt Dresden sowie anderen Sponsoren und Förderern sei Dank. Aber warum Dresden? „Wir sind in der Stadt verwurzelt und da sind die Sponsoringanfragen einfacher, als wenn wir das in einer anderen Region getan hätten. Und es ist natürlich eine Herausforderung, einen Film mit so einem Thema in dieser Stadt zu verwirklichen“, erzählt Harriet Meining. „Das ist auch ein Standortvorteil. Man hat im Raum Dresden eine ganz andere Begeisterung als zum Beispiel in Berlin oder München, wo man viel eher Anfragen in einem filmischen Zusammenhang bekommt. Die Türen gehen hier schneller auf. Das ist ja Brachland, was Film anbelangt. Da perspektivisch etwas aufzubauen, das würde uns auch sehr reizen“, ergänzt ihr Mann.

„Falter“ soll eine Art Visitenkarte für die MauserFilm GbR sein. Die Auswertung über Festivals läuft erfolgreich, immerhin konnten die Meinings namhafte Schauspieler ins Boot holen. Den gebürtigen Erzgebirger André Hennicke zum Beispiel oder Michael Kranz, der schon in Michael Hanekes „Das weiße Band“ zu sehen war oder in Quentin Tarantinos „Inglourious Basterds“. Das für Deutschland ungewöhnliche Sujet lockte die beiden. Hennicke hat schon als Kind in der DDR Science-Fiction-Geschichten gelesen und sogar selbst geschrieben. „Mit jedem Film beginnt eine neue Geschichte und ein neues großes Abenteuer. Und die Leute sind immer begeistert von dem, was sie machen. Das ist es, was ich großartig finde“, erzählt er. „Mich hat es gereizt, einen Androiden zu spielen. Da nach Nuancen zu suchen, wie ich jemanden spiele, der eigentlich keine Seele in diesem Sinne hat, aber trotzdem für jemand anderen die totale Seele verkörpert“, ergänzt Michael Kranz. Er kannte außerdem die Kamerafrau Rebecca Meining, die Tochter der Dresdner.

Auch die nächsten Filme der Meinings sind schon in Planung. Im vergangenen Jahr haben sie vom Bundesministerium für Kultur und Medien eine Drehbuchförderung in Höhe von 30.000 Euro erhalten – für den Langfilm „Robert Lampe“.

Text & Foto: Nadine Faust

Zum Foto: Harriet und Peter Meining mit ihren Hauptdarstellern Michael Kranz und André Hennicke (v. l.) vor dem Dreh im Gläsernen Studio der Gläsernen Manufaktur.

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