Kurze Filme mit langem Atem

Fast ein halbes Jahr ist es her, seit der Shutdown Mitte März vielen geplanten Veranstaltungen ein vorzeitiges Ende setzte. Doch nicht nur die Filmnächte am Elbufer konnten in den vergangenen Wochen trotz allem wieder stattfinden. Ab nächstem Dienstag meldet sich auch das Filmfest Dresden zurück. Was uns in diesem Jahr bei dem Kurzfilmfestival erwartet, wie sich die Corona-Pandemie auswirkte und welche Überraschungen das Programm bereithält, darüber haben wir mit Greta Markurt, der Festivalassistenz des Filmfest Dresden, gesprochen.

Bevor wir zum Ereignis selbst kommen: Wer steckt eigentlich hinter der diesjährigen Festivalassistentin des Filmfestes?

Ursprünglich komme ich aus Berlin und habe dort selbst schon an einigen Kurzfilmprojekten mitgewirkt. Aktuell studiere ich im Bachelor Psychologie an der TU Dresden.

Wie bist Du zum Filmfest gekommen?

Die Hauptspielstätte des Kurzfilmfestivals ist jedes Jahr das Filmtheater Schauburg. Durch meine dortige Arbeit bin ich dann letztendlich auch beim Dresdner Filmfest gelandet.

Du bist seit Januar 2020 Festivalassistentin. Was kann man sich darunter vorstellen?

Das Schöne ist, dass ich viele verschiedene Aufgaben habe. So helfe ich unter anderem dabei, das Programm zu planen, und kümmere mich um die Datenbank. Ebenso war ich an der Bearbeitung der Projektanträge beteiligt und werde in der Festivalwoche die Videodokumentation übernehmen.

Das Filmfest sollte ursprünglich im Frühling stattfinden – doch dann kam SARS-CoV-2 dazwischen. Welchen Aufwand hat die Verschiebung nach sich gezogen? Wirkte sich die Pandemie auf Euer Programm aus?

Die Verschiebung des Filmfests war mit einem immensen Aufwand verbunden. Gästelisten, Ablauf- und Zeitpläne – all das mussten wir noch einmal vollständig neu aufziehen. Dabei haben wir aber versucht, das Programm so gut wie möglich beizubehalten – und das ist uns gelungen: Fast alle Filmprogramme sind die gleichen geblieben.

Was wird in diesem Jahr auf dem Filmfest anders sein als in den Vorjahren?

Aufgrund der Corona-Pandemie gilt während des Filmfestes ein Hygienekonzept. Das heißt, dass Maskenpflicht herrscht und wir die Sitzplätze begrenzen. Auch die Publikums-Votings finden anstatt der Stimmabgabe mit Klebepunkt nun per Stimmzettel statt. Erstmalig werden wir auch Teile des Fachprogramms live im Internet streamen.

Das Programm beinhaltet ja auch zwei Filmwettbewerbe. Was unterscheidet diese eigentlich voneinander?

Wir veranstalten einen Internationalen und einen Nationalen Wettbewerb. Am Nationalen Wettbewerb nehmen, dem Namen entsprechend, nur Filmproduktionen aus Deutschland teil, während im Internationalen Wettbewerb Einreichungen aus dem Ausland aufgeführt werden. In jedem Wettbewerb vergeben wir einen Preis für den besten Spielfilm und einen für den besten Animationsfilm. Für die beiden Wettbewerbe haben wir zwei unterschiedliche Jurys zusammengestellt. Unabhängig davon verleihen wir aber auch 14 Sonderpreise, zum Beispiel für den besten Sound oder für Geschlechtergerechtigkeit.

Warum gibt es neben diesen Wettbewerben separate Sonderprogramme?

Im Rahmen der Sonderprogramme werden Kurzfilme gezeigt, die bis auf wenige Ausnahmen nicht im Rahmen der Wettbewerbe zu sehen sind. Dabei gibt es verschiedene thematische Schwerpunkte, wie zum Beispiel „Spuren des Traumas“, Retrospektive oder „Seriously, WTF?: Let’s Be Evil!“. Außerdem sind ein Kinder- und Jugendprogramm und eine Kurzfilmreihe mit dem Fokus auf der Schweiz Teil der Sonderprogramme.

Was kann sich das Publikum unter diesen Kategorien vorstellen?

Die Sonderprogramme „Spuren des Traumas“ beinhalten zum Beispiel Kurzfilme über Migration und Klimawandel. In der Retrospektive hingegen sind in diesem Jahr Produktionen von Filmemacherinnen aus der DDR zu sehen. „Seriously, WTF?: Let’s Be Evil!“ wiederum setzt sich mit den menschlichen Abgründen auseinander.

Haben eigentlich auch Studierende oder Studierendengruppen Filmproduktionen eingereicht?

Ja, in diesem Jahr waren es rund 790 – also mehr als ein Viertel der insgesamt 2.919 eingereichten Filme. Insgesamt 17 dieser Hochschulproduktionen haben sich für die Teilnahme am Nationalen Wettbewerb qualifiziert. Sie stammen von Studierenden der Filmhochschulen, zum Beispiel in Babelsberg oder Weimar. Häufig sind sie als Teil einer Prüfungsleistung in einem filmorientierten Studiengang entstanden.

Welcher Programmpunkt ist Deiner Meinung nach besonders sehenswert?

Am spannendsten finde ich das Freitagabendprogramm um 23.30 Uhr im Thalia-Kino. Unter dem Titel „Seriously, WTF?: Let’s Be Evil!“ werden hier Kurzfilme gezeigt, die schockieren und mit Grenzen spielen. Das WTF-Programm ist aber leider sehr kapazitätsbegrenzt. Das Open-Air-Programm auf dem Neumarkt ist kostenlos und deshalb auf jeden Fall auch einen Besuch wert.

Wir verlosen 2×2 Gutscheine fürs Festival, die an der Kinokasse gegen Tickets für konkrete Veranstaltungen eingelöst werden können. Schreibt eine Mail an leserpost@campusrauschen.de – der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Interview: Johannes Knop

Foto: Amac Garbe

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