Klappe, die 30.

Es ist Ende 1988, als Jörg Polenz einen Job beim Rat des Stadtbezirkes Dresden-Süd in der Abteilung Kultur bekommt und die Idee zu einem Filmfestival hat. Vom 17. bis 22. April 2018 – 29,5 Jahre und eine Wiedervereinigung später – geht das FILMFEST DRESDEN mit neuen Leuten in die 30. Runde.

Das 1. Filmfest im März 1989, wegen Polenz‘ Anstellung im Stadtbezirk Süd noch als Filmfest Dresden-Süd bezeichnet, kämpft mit Film- und Auftrittsverboten. Doch das Team rund um Kulturwissenschaftler Jörg Polenz, Ingenieur Andrej Krabbe und Klempner Matthias Pfitzner lässt sich nicht unterkriegen, organisiert Ersatz und zeigt das verbotene Material mitunter des Nachts.

Was folgt, das ist Geschichte. Europa erlebt massive Umbrüche, die Mauer fällt. Und in Dresden fassen die Filmfestmacher*innen neuen Mut, das Festival ohne Restriktionen und den Zusatz Süd weiterzuführen. Erste Kontakte in den Westen werden geknüpft, Filme aus aller Welt gezeigt, neue Spielstätten gesucht. Das Festival spezialisiert sich mit den Jahren auf Kurz- und Animationsfilm, das erste Wettbewerbsprogramm flimmert schon 1991 über die Leinwand. Der Verein Filminitiative Dresden, der eigens zur Durchführung des Festivals gegründet wird, hebt auch die Filmnächte am Elbufer sowie andere kulturelle Angebote und Initiativen aus der Taufe. Der Filmball bildet ab 1991 den Abschluss des Festivals und vereint 1993 beispielsweise den sächsischen Ministerpräsidenten Kurt Biedenkopf mit Komikerin Hella von Sinnen.

Das FILMFEST DRESDEN sowie das Team, das das Festival organisiert, ist seitdem massiv gewachsen. Über 300 Filme aus mehr als 50 Ländern stehen im Jubiläumsjahr auf dem Programm – ein Großteil wird in der frisch sanierten Schauburg gezeigt, aber auch im Thalia Kino, dem Programmkino Ost, dem Kleinen Haus des Staatsschauspiels oder auf dem Neumarkt gastiert das Festival.

Auch fast 450 akkreditierte Gäste müssen informiert und koordiniert werden. Eine von denen, die sich darum kümmern, ist Marie Unger. Die 21-Jährige studiert International Business an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden. In diesem Jahr ist sie zum ersten Mal beim Filmfest dabei. „Hauptsächlich kümmere ich mich um die Koordination des Shuttleservice“, erzählt sie. „Mich begeistert Filmkunst ungemein und da ist es als Hobby-Cineast eine große Freude, beim Filmfest mitzuwirken und auch einmal hinter die Kulissen schauen zu können.“ Von der Mitarbeit verspricht sie sich einen guten Einblick in den Kulturbetrieb. „Man bekommt meist als Zuschauer nicht mit, wie viel Liebe und Mühe in dem Festival steckt und was da alles dranhängt. Außerdem kann ich hier vieles lernen, das ich auch später mal im Berufsleben anwenden kann.“

Auch eine Empfehlung für die Besucher*innen hat Marie Unger. „Es ist für jeden Geschmack was dabei, besonders die animierten Kurzfilme finde ich großartig. Für Cineasten sind natürlich Schwerpunkt Europa 1 und 2 interessant, da diese teilweise auf 35-mm-Filmrollen gezeigt werden. Das ist richtig ‚old school‘ und wird heute leider nur noch selten gemacht.“ Bernd Lützelers „Camera Threat“ wird sogar in einer Doppelprojektion gezeigt, die Bilder von DCP und 35 mm faktisch übereinandergelegt. Inhaltlich schlagen die drei Schwerpunkt-Europa-Programme auch den Bogen zu den Anfängen des Festivals, als sich die Staatenunion – wie heute – starken Umbrüchen stellen musste.

Aber Marie hat noch einen anderen Tipp: „Wer gerne einen tiefen Einblick in das filmische Schaffen werfen möchte, kann am Samstag um 16.30 Uhr in die Schauburg zur Meisterklasse mit Ibolya Fekete kommen. Da berichtet die ungarische Regisseurin über ihr filmisches Schaffen und anschließend wird ihr Werk ‚Bolshe Vita‘ gezeigt. Die Meisterklasse ist sogar kostenfrei, was für Studenten natürlich super ist.“

Und wo ist Marie anzutreffen? „Am meisten freue ich mich darauf, nach getaner Arbeit mit im Kino zu sitzen und die Programme auf großer Leinwand zu sehen. Manche Filme sind echte Schmuckstücke. Und natürlich auf die Aftershow-Party am Samstag.“

Wer das FILMFEST DRESDEN übrigens noch ganz kurzfristig unterstützen möchte, der hat bis heute Abend Zeit, sich an der Crowdfunding-Kampagne zu beteiligen – und damit zum Beispiel schon mal Tickets fürs Festival oder die Aftershow-Party zu sichern.

Text: Nadine Faust (Transparenzhinweis: Die Autorin ist selbst für das FILMFEST DRESDEN tätig.)

Foto: Amac Garbe

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