Worte überflüssig

Bereits zum 34. Mal findet in Dresden das Internationale PantomimeTheaterFestival statt: mit Aufführungen, Workshops und einer Gala mit verschiedenen Ausschnitten.

„Pantomime ist heutzutage mehr als Seilziehen und Regenschirme“, erklärt Sabine Mutschke und lacht. Sie betreut die Pressearbeit für das Festival und man merkt ihr die Leidenschaft dafür an. Jan Romberg, Projektleiter und Mitglied der Gruppe Mind Movement Research, ergänzt: „Früher war Pantomime oft im Fernsehen präsent, heute ist das nicht mehr so. Auch große Theater scheuen sich häufig, Aufführungen einzubauen. Pantomime und Publikum finden dadurch nur schwer zueinander.“

Das Festival sieht sich als Teil der Vernetzung zwischen Kunst und Zuschauer, aber auch der Künstler untereinander. Gruppen aus fünf verschiedenen Ländern konnten für die sieben Aufführungen gewonnen werden, darunter The Beautiful Flowers Theatre aus Charkow (Ukraine) und die Poznan Academy of Performing Arts (Polen). Außerdem gibt es Workshops, die u. a. von Ralf Herzog geleitet werden und die Interessierten mit Bühnenerfahrungen offen stehen. Auch für Kinder gibt es Aufführungen („Mime Musical“) und einen Workshop. „Unser Festival hat eine helle und eine dunkle Seite“, erklärt Jan Romberg schmunzelnd und verweist auf die deutsche Version des „Urknalls“ (nur für Erwachsene!) und das Stück „Weiber, Weiber“, das mit viel schwarzem Humor den Kampf zweier Frauen erzählt.

Pantomime ist mehr als weiß geschminkte Gesichter und Bewegungen vor schwarzem Hintergrund, Pantomime erzählt Geschichten. Daher wird das Festival u. a. vom Bund Deutscher Amateurtheater unterstützt. „Bei Pantomime fühle ich mich freier, ich kann mich besser konzentrieren, weil ich nicht auf die Sprache achten muss“, schwärmt Hannah Senft. Sie ist Absolventin der Etage e. V. in Berlin und tritt auch als (sprechende) Schauspielerin auf. Das Faszinierende sei, dass sich jeder Zuschauer etwas anderes vorstelle, manche sogar etwas projizieren, das sie nicht beabsichtigt habe. Sabine Mutschke bestätigt das. „Pantomime ist für mich entschleunigend, man lässt sich auf die Geschichten ein und nimmt sie bewusster wahr.“

Bei einer Performance mit Jan Romberg, Hannah Senft und Arne König, Neffe von Baba-Jaga-Darsteller Rainer König, wird deutlich, wie sehr Körper den Raum füllen können und wie unwichtig gesprochene Sprache wird. Wenn man nicht damit beschäftigt ist, die Sprache zu verstehen oder dem Inhalt zu folgen, übertragen sich Emotionen und man lacht, obwohl man nur teilweise versteht, was man sieht.

Text: Vivian Herzog

Foto: Amac Garbe

Das Festival findet vom 9. bis zum 12. November im AUGUST Theater Dresden (Pieschen), dem Theaterhaus Rudi (Kaditz) und im Stadtteilzentrum Emmers (Pieschen) statt. Die Eröffnungsgala im Vitzthum-Gymnasium ist ausverkauft, für alle anderen Veranstaltungen und Workshops gibt es Karten auf der Website.

Ein Gedanke zu “Worte überflüssig

  1. Eine Grundlagenkunst die ohne Förderung, durch Land und Stadt nicht überleben kann. Es geht um die Förderung von Talenten auf der Bühne und bei der Vermittlung diese Kunstart im Weiterbildungen.

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