Der Architektentraum vom Eigenheim

Das Platzproblem der Architekten an der TU Dresden hat schon einige Studentengenerationen überlebt. Der lang ersehnte Neubau scheint nun beschlossene Sache. Oder?

Es war ein freundlicher aber bestimmter Brief, den die Fachschaft Architektur und Landschaftsarchitektur im vergangenen Jahr an Dr. Eva-Maria Stange, Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst, und Prof. Hans Müller-Steinhagen, Rektor der TU Dresden, richteten. Der Grund: Seit Jahren kämpfen die Studenten der Architektur und Landschaftsarchitektur für bessere Studienverhältnisse. Dabei geht es sowohl um die ungeeignete Unterbringung der Studiengänge in den Räumlichkeiten des Bürogebäudes Zellescher Weg (BZW) als auch um den Personalmangel an der Fakultät. Durch die Sparpolitik, so heißt es in dem Brief, verlor die Fakultät ein Drittel ihres Personals, sodass wichtige Bestandteile des Studiums einfach wegfielen.

Zudem bemängeln die Studenten das bestehende Arbeitsumfeld, welches den Anforderungen an die besonderen räumlichen Bedürfnisse des Architekturstudiums nicht gerecht werde. Dazu gehören vor allem viele weiträumige Arbeitsräume und verschiedene Ausstellungsflächen. Beides ist bisher nur in zu geringem und kleinem Maße vorhanden. Es herrscht Platzmangel. „Die aktuelle Arbeitsplatzsituation ist einfach schlecht“, resümiert Martin Kollna, Mitglied im Fachschaftsrat Architektur. „Es gibt zwar ein paar gute Arbeitsplätze, aber eben nicht genug. Zudem muss man seine Sachen auch mal über Nacht stehen lassen können, um am nächsten Tag weiterzuarbeiten. Das ist nicht möglich, wenn da jeden Tag an die tausend Leute durchlaufen.“ Der 28-Jährige hat sein gesamtes Architekturstudium an der TU Dresden absolviert und arbeitet momentan an seinem Diplom. Dementsprechend hat er schon viele schwierige Zeiten der Architekten durchlebt. Zum Beispiel als der Fakultät der Fritz-Foerster-Bau zugesprochen wurde, der dann kurzfristig doch zur Unterbringung der Univerwaltung genutzt wurde. Stattdessen wollte man die Architekten mit einem Gebäude auf der August-Bebel-Straße vertrösten. Frei nach dem Motto: Aus den Augen, aus dem Sinn. „Die Sorge von uns war schon lange, dass wir immer weiter abgeschoben werden, bis man die TU als Standort für Architektur komplett zumacht,“ fasst Kollna die Bedenken der Studierendenschaft zusammen.

Nun soll sich das Blatt wenden: Zwischen dem Hörsaalzentrum (HSZ) und dem Beyer-Bau soll ab 2018 ein Neubau für die Fakultät Architektur und Landschaftsarchitektur entstehen. Das zumindest wurde dem Fachschaftsrat vom Rektor der TU Dresden zugesagt, mit der Versicherung, dass der Neubau im nächsten Doppelhaushalt Berücksichtigung finden wird. Ein internationaler studentischer Wettbewerb zum Entwurf des Gebäudes ist bereits im Gange und läuft bis zum Ende des Semesters. Im Juli sollen die Entwürfe eine eigene Ausstellung bekommen.

Das Finanzministerium, verantwortlich für den Bereich Bau, reagiert allerdings eher vorsichtig auf die Nachfrage nach dem notwendigen Neubau. Die Absicht der Hochschule zur bedarfsgerechten Neuunterbringung sei bekannt, allerdings sei sie aufgrund des Planungsstandes nicht entscheidungsreif, teilt Referent Alwin-Rainer Zipfel aus dem sächsischen Finanzministerium auf Anfrage mit und verweist auf den Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB) als zuständige Stelle. Erst nach mehreren Wochen ringt sich das SIB zu einer Stellungnahme durch, die sich zu großen Teilen mit der Aussage des Finanzministeriums deckt. Allerdings ergänzt die Pressesprecherin Andrea Krieger, dass „eine Planung oder aber auch Finanzierung, also Einordnung in den Landeshaushalt, aufgrund des unfertigen Planungsstandes noch nicht existieren kann.“ Auch die Hoffnungen auf das Jahr 2018, in dem der Neubau beginnen sollte, werden von Krieger gedämpft, da eine reguläre Einstellung in den Landeshaushalt bei optimalem Verlauf frühestens 2019/20  erfolgen könne. Als pessimistisch eingestellter Student hat man schon eine dunkle Vorahnung, was „frühestens“ in diesem Zusammenhang bedeuten könnte. Man bemerke zudem, dass es lediglich um die Aufnahme des Projekts in den Landeshaushalt 2019/20 geht. Vom ersten Spatenstich ist noch lange nicht die Rede.

Die derweil vom Fachschaftsrat Architektur angedachte Übergangslösung einer zeitweisen Unterbringung der Arbeitsräume im Zeltschlösschen ruft ein anderes Bauprojekt auf den Plan, über welches das zuständige Studentenwerk Dresden eher ungern spicht: die Sanierung der Neuen Mensa. Denn das Zeltschlösschen muss – Achtung, Logik! – erst einmal frei werden, sprich in die Neue Mensa zurückziehen, damit das Zelt anderweitig genutzt werden kann. Dies sei nicht vor Ende des Jahres 2019 der Fall, da die Neue Mensa 2.0 erst Anfang 2020 starten werde, teilt Dr. Heike Müller mit, die als Pressesprecherin beim Studentenwerk arbeitet.

Die Zurückweisung von konkreten Zeitangaben und verlässlichen Plänen scheint ein wiederkehrendes Thema der Sachverantwortlichen zu sein. Man kann nur hoffen, dass die Architekten nicht auf unabsehbare Zeit vertröstet werden. Schließlich haben sie schon lange und geduldig auf die Umsetzung ihrer Anliegen gewartet. „Wir verlangen ja keine klimatisierten Räume und goldene Sessel, nur einen vernünftigen Platz zum Arbeiten“, findet Martin Kollna und kann sich eine Spitze gegen die Exzellenzinitiative nicht verkneifen: „Wir finden, das kann man von einer Elite-Uni schon verlangen.“

Text: Franziska Goebel

Foto: Amac Garbe

 

2 Gedanken zu “Der Architektentraum vom Eigenheim

  1. Ein schöner Artikel, auch wenn er ruhig noch etwas kritischer ausfallen könnte, immerhin ist das Gezanke um den Fritz-Foerster-Bau (er schriebt sich mit oe, kleine Anmerkung, das hier ist sein Namensgeber: https://de.wikipedia.org/wiki/Fritz_Foerster) auch keine Ruhmesstunde der Architekten selbst (also der Fakultät an sich) gewesen, die auch einen Anteil daran hatte, dass der Bau an die Verwaltung ging.

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