Campuskolumne

Immer dieses Warten. Auf Freitag, auf die Semesterferien, die neue Staffel der Lieblingsserie oder die letzte Note aus dem vorvorletzten Wintersemester. Manchmal gleicht das Studentenleben einer Wartehalle mit sich ewig verspätenden Bussen. Das eigentliche Problem beim Warten ist ja, dass in der Zwischenzeit unsere Produktivität stockt. Warten heißt tote, verlorene  Zeit und Nichtstun. Wer wartet, prokrastiniert: Nächsten Monat fange ich mit der Hausarbeit an. Ab nächsten Montag werde ich nie wieder die Uni verpassen und nur noch gute Bücher lesen statt YouTube zu hatewatchen.

Das Schöne an der Warterei ist: Es gelten andere Regeln. Warten ist Zwischenzeit, ein Notausgang aus unserem streng getakteten Zeitmanagement – wer wartet, stellt sich bewusst gegen die zwanghafte Ausnutzung und Ausfüllung der verfügbaren Zeitmenge. Komischerweise scheint das für die meisten Menschen ein Problem zu sein. Motivationssprüche versuchen immer wieder zu sagen: Hör auf mit der Warterei! Doch „Make the most of now“ ist nicht nur paradox, sondern irgendwie auch verdammt stressig. „Yolo“ haben wir spätestens im vergangenen Jahr hassen gelernt und „Carpe diem“ eignet sich höchstens noch als Wandtattoo im Wohnzimmer der neokonservativen Unterschicht.

Für Studenten heißt Warten im Moment, die Ruhe vor dem Prüfungssturm zu genießen. Und solange aus Warten nicht völliges Versacken wird, sollten wir aufhören, uns deswegen schlecht zu fühlen. Warten heißt auch Vorfreude – zum Beispiel auf die tägliche Mittags-Mensa-Zeit. Im bedeutendsten philosophischen Werk unserer Epoche, Douglas Adams’ „Per Anhalter durch die Galaxis“, heißt es dazu: „Zeit ist eine Illusion. Die Mittagszeit erst recht.“ Mahlzeit!

Text: Tanja Rudert

Foto: Amac Garbe

 

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